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"Fertig ist besser als perfekt" - August Oster über Lernen, Technologie und Gemeinschaft im Makerspace.

Der 22-jährige Modestudent von der Amsterdam Fashion Academy erzählt, wie ihn die Arbeit im Makerspace geprägt hat - zwischen digitaler Präzision, praktischen Experimenten und einem starken Gemeinschaftsgefühl.

August Oster: Sie befinden sich im dritten Jahr des Bachelor-Studiengangs Modedesign an der Amsterdam Fashion Academy. Welche neuen Fähigkeiten oder Erkenntnisse haben Sie im Makerspace gewonnen, abgesehen von den technischen Aspekten?

August Oster: Im Makerspace habe ich meine Arbeit an digitaler Mode deutlich verbessert. Ich habe gelernt, wie ich bessere Materialien und Texturen erstellen, die richtigen physikalischen Eigenschaften einstellen und zuverlässigere Simulationen durchführen kann. Ich habe auch verstanden, wie wichtig saubere Dateien sind und wie man Einstellungen für Laserschneiden, 3D-Druck, Stricken und Sticken vorbereitet und testet. Die Arbeit in einem gemeinsam genutzten Raum hat mir gezeigt, wie wichtig Kommunikation ist: Maschinenzeiten planen, klare Absprachen mit den Mitarbeitern treffen, Einstellungen dokumentieren und schnelles Feedback geben oder erhalten. Durch den Design-Thinking-Ansatz habe ich gelernt, in kurzen Zyklen zu testen, aus Fehlern zu lernen und Grenzen als kreative Chance zu sehen. Das Zusammenleben und -arbeiten in Schneeberg war etwas ganz Besonderes - wie eine kreative Blase voller Modebegeisterter. Das schaffte Vertrauen und ermutigte uns zu mutigen, aber gut durchdachten Experimenten.

Gab es einen Moment, in dem Sie dachten: "Das ist ein Aha-Erlebnis" oder "Das ist ein wirklich innovativer Ansatz"?

August Oster: Absolut, das war mit dem 3D-Drucker. Ich hatte eine Maske entworfen, die in CLO3D perfekt aussah, aber der Druck passte überhaupt nicht auf meinen Kopf. Da habe ich gemerkt: Was virtuell funktioniert, muss in der Realität nicht unbedingt funktionieren. Seitdem messe ich den Kopf genau aus, drucke kleine Probestücke - zum Beispiel den Nasen- oder Wangenbereich -, füge etwas Spielraum hinzu und drucke erst dann das komplette Objekt. Das spart Zeit und stellt sicher, dass die Passform wirklich stimmt.

Haben Sie im Makerspace neue Kontakte oder Verbindungen zu anderen Studenten oder Universitäten geknüpft?

August Oster: Ja, das war einer der Höhepunkte. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, und wir haben eine kleine Chatgruppe gegründet, um in Kontakt zu bleiben. Vor allem die Bunkerparty war ein toller Eisbrecher und hat bleibende Erinnerungen hinterlassen.

Was war Ihre größte persönliche Herausforderung bei der Arbeit im Makerspace - und wie haben Sie sie gemeistert?

August Oster: Auf jeden Fall der Zeitdruck und mein Perfektionismus. Ich habe mir strenge Fristen gesetzt und kleine Tests gemacht, bevor ich etwas Großes angefangen habe. Ich habe auch die 80/20-Regel angewandt: erst funktional machen, dann schnell polieren. Ein weiterer Trick war, andere um eine kurze Überprüfung zu bitten, bevor ich weitermachte. Das reduzierte die Nacharbeit und half mir, "fertig" über "perfekt" zu stellen.

Welches konkrete Ergebnis oder welche Erkenntnis haben Sie bei der Arbeit an Ihrem Avatar oder Outfit gewonnen?

August Oster: Ich habe gelernt, das große Ganze im Auge zu behalten - zuerst die Silhouette und die Bewegung zu beurteilen, bevor ich mich in Details verliere. Ich bleibe flexibel, mache kleine Tests, vergleiche CLO3D mit echten Körpern und notiere, was funktioniert. Das spart enorm viel Zeit und stärkt das Endergebnis.

Gab es einen Moment, der Sie besonders inspiriert oder überrascht hat?

August Oster: Der 3D-Druck hat mich wirklich begeistert. Die Vielfalt der Filamente, von Holz- und Marmoroptik bis hin zu metallischen und flexiblen Optionen, ist faszinierend. Man muss nur die Spule wechseln, um die Textur und das Gewicht zu verändern, ohne die Datei anpassen zu müssen. Wenn ein Test funktioniert, kann man sofort mehrere Stücke herstellen. Das inspiriert mich dazu, in Zukunft modularer zu arbeiten und mehr mit Oberflächentexturen zu experimentieren.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln haben Sie am meisten gearbeitet - und was haben Sie dabei gelernt?

August Oster: Hauptsächlich mit CLO3D, Illustrator, dem Laserschneider, dem 3D-Drucker und ein bisschen mit einer Sticksoftware. In CLO3D habe ich die Silhouette und die Passform überprüft und die Stoffeigenschaften realistisch angepasst. In Illustrator habe ich Vektordateien bereinigt, Linientypen für den Schnitt richtig eingestellt und zuverlässige DXF- oder SVG-Dateien exportiert. Mit dem Laserschneider lernte ich, kleine Tests für Leistung und Geschwindigkeit durchzuführen, die Schnittfuge zu berücksichtigen und Falzlinien einzubauen. Die Sticksoftware zeigte mir, wie sehr Stichtypen und Dichte das Ergebnis beeinflussen.
Meine wichtigste Lektion: Machen Sie immer kleine, beschriftete Testmuster und bereiten Sie saubere Dateien vor - das spart enorm viel Zeit und macht den Übergang vom digitalen Entwurf zum realen Material viel einfacher.

Auf welches Ergebnis eurer Arbeit im Makerspace seid ihr besonders stolz?

August Oster: Meine Stickereien. Sie haben es nicht in das endgültige Outfit geschafft, aber die Mustermuster waren sauber und ausdrucksstark. Ich konnte sehen, wie kleine Änderungen die Wirkung völlig verändern. Diese Muster sind eine Grundlage, auf der ich weiter aufbauen möchte; sie fühlen sich wie meine persönliche Signatur an.

Wie wollen Sie nach dem Makerspace weitermachen?

August Oster: Ich möchte mein Studium abschließen und mein Portfolio weiter ausbauen. Mein Ziel ist es, meine eigene Demi-Couture-Marke in Amsterdam zu gründen, die digitale Tools mit sorgfältiger Handarbeit kombiniert.
Davor möchte ich Praktika in Modeunternehmen absolvieren, um Produktion, Beschaffung und Geschäftsprozesse besser zu verstehen. Und ich werde mit den Leuten vom Makerspace in Kontakt bleiben - wir tauschen Feedback, Dateien und Tipps aus.

Gibt es Ideen oder Projekte, die Sie gerne weiterentwickeln würden, sei es für die Holo Show oder andere Bereiche?

August Oster: Ja, ich möchte weiter an der Verbindung von digital und real arbeiten - die Passform verbessern, eine einheitliche Designsprache mit Texturen und Stickereien entwickeln und AR- oder holografische Elemente integrieren. Außerdem möchte ich nachhaltigere, reparaturfreundlichere Methoden testen.

Was war Ihr größter persönlicher Gewinn aus Ihrer Zeit im Makerspace?

August Oster: Ganz klar: Selbstvertrauen und Gemeinschaft. Ich habe gelernt, um Hilfe zu bitten, Feedback zu geben und mich auf neue Dinge einzulassen. Die Zeit in Schneeberg hat mich aus meiner Komfortzone geholt und mir gezeigt, dass ich viel mehr kann, als ich dachte - mit neuen Freundschaften, frischen Ideen und dem Mut, größere Projekte anzugehen.

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