
"Wie einfach 3D-Druck sein kann und wie schnell sich Ideen entwickeln können" Uwe Bodenschatz vom KulturWerk Schneeberg e.V. im Interview
Uwe Bodenschatz ist gelernter Holzgestalter und seit vielen Jahren in den Bereichen Design, digitale Fertigung und moderne Produktionstechnologien tätig. Beruflich sammelte er Erfahrungen im Vertrieb und in der Produktgestaltung, unter anderem als regionaler Vertriebsleiter in der Möbelindustrie. Heute ist er Vorstandsmitglied des KulturWerk Schneeberg e.V. im Erzgebirge, einem Verein zur Förderung von Kunst, Design und innovativer Handwerkskultur. Im Rahmen des europäischen FashionTEX-Projekts war Uwe Bodenschatz Mitglied des Expertenteams und leitete Workshops im Makerspace zu Themen wie 3D-Druck, Laserschneiden und digitale Produktionstechniken. Mit seiner Erfahrung in Designpraxis und digitaler Werkstattkultur unterstützte er die Studierenden beim Experimentieren mit neuen Technologien, von ersten Druckversuchen bis hin zu komplexen Prototypen.
Herr Bodenschatz, Sie haben die Schüler im Bereich des 3D-Drucks angeleitet. Welche Entwicklungen haben Sie während des Makerspace beobachtet?
Uwe Bodenschatz: Die meisten hatten anfangs wenig Erfahrung mit dem 3D-Druck, einige hatten sogar noch nie etwas gedruckt. Im Laufe des Workshops haben aber alle mindestens ein Objekt erstellt und die grundlegenden Prozesse verstanden. Besonders spannend war es zu sehen, dass etwa 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler Accessoires im 3D-Druck entwickelt haben. Einige machten den 3D-Druck sogar zum zentralen Element ihres Designs.
Gab es besondere "Aha"-Momente?
Uwe Bodenschatz: Oh ja, viele! Der vielleicht wichtigste Moment für viele war die Erkenntnis, wie einfach und schnell der Prozess sein kann und wie schnell sich Entwicklungen ergeben, wenn man einmal angefangen hat. Dieses unmittelbare Erfolgserlebnis hat viele von ihnen sehr motiviert.
Wie hat der Makerspace aus Ihrer Sicht zur Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Disziplinen und Kulturen beigetragen?
Uwe Bodenschatz: Es war ein echter Katalysator für die Vernetzung, sowohl unter den Studierenden als auch unter den teilnehmenden Experten und Organisationen. Es gab viele intensive Diskussionen, kreativen Austausch und neue Kontakte über nationale und disziplinäre Grenzen hinweg.
Gab es Momente, in denen die Schüler Sie persönlich überrascht oder inspiriert haben?
Uwe Bodenschatz: Ja, mehrere Male. Einige haben sehr ambitionierte Ideen eingebracht, andere haben mich mit völlig neuen technologischen Ansätzen überrascht. Diese Kombination aus Kreativität und Neugierde war wirklich inspirierend.
Welche technischen Hilfsmittel wurden am intensivsten genutzt?
Uwe Bodenschatz: Ganz klar der 3D-Druck. Viele mussten sich dafür die nötigen Softwarekenntnisse aneignen, was ihnen hervorragend gelang. Auch der Lasercutter wurde häufig genutzt, er war für viele zugänglicher, weil er intuitiver funktioniert.
Welche Ergebnisse haben Sie persönlich am meisten beeindruckt?
Uwe Bodenschatz: Eigentlich alle, aber Joannas Arbeit, bei der sie mit TPU-Material direkt auf ihr gesamtes Kleidungsstück gedruckt hat, war technisch sehr anspruchsvoll. Auch die verschiedenen 3D-gedruckten Schuhprojekte - insgesamt drei - waren faszinierend. Sie haben gezeigt, wie mutig und experimentierfreudig die Schüler bei ihrer Arbeit waren.
Was war die größte Herausforderung bei diesem Prozess?
Uwe Bodenschatz: Auf jeden Fall die Zeit. Am Ende wurde es sehr eng, und wir mussten viele zusätzliche Stunden investieren, um alle Projekte fertigzustellen. Einige Arbeiten wurden sogar erst nach dem offiziellen Ende des Workshops fertig.
Was sollte Ihrer Meinung nach in zukünftigen Makerspaces beibehalten oder weiter entwickelt werden?
Uwe Bodenschatz: Das Format selbst ist hervorragend, es bietet eine einzigartige Lern- und Austauschplattform. Wenn man allerdings den gleichen Output wie hier erwartet, sollte der Workshop mindestens drei Wochen dauern. Das würde mehr Raum für Experimente, Fehler und Verfeinerung schaffen.
Gibt es irgendwelche technischen Verbesserungen, die Sie empfehlen würden?
Uwe Bodenschatz: Die Ausstattung war insgesamt sehr gut. Für größere Textilprojekte wäre ein größerer Laserschneider hilfreich, um ganze Stoffbahnen zu schneiden. Außerdem könnten wir unsere 3D-Druckfähigkeiten ausbauen, zum Beispiel mit zusätzlichen Druckern oder neuen Technologien wie dem Lasersintern mit flexiblen Materialien, was im textilen Kontext sehr spannend wäre.
Wenn Sie an die Zukunft des Projekts denken - wo sehen Sie das größte Potenzial?
Uwe Bodenschatz: Im Zusammenspiel von Technologie, Design und Nachhaltigkeit. Der Makerspace hat gezeigt, wie kraftvoll junge Designer denken, forschen und gestalten können, wenn man ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand gibt. Das ist die Zukunft der Mode, und sie beginnt hier.



















