
"Kreativität entsteht, wenn Technologie greifbar wird" - Dozentin Isabel Palumbo über den Makerspace, digitales Design und die Zukunft des Lernens
Isabel Palumbo ist eine italienische 3D-Künstlerin, Kreativdirektorin und Gründerin von Locus Solus Studio in Amsterdam. Als Expertin für Augmented Reality, digitales Modedesign und visuelle Experimente arbeitet sie an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Bildung. Neben ihrer Arbeit als Creative Director unterrichtet sie an der Amsterdam Fashion Academy, wo sie Studenten in CLO 3D, digitalen Tools und immersivem Design ausbildet. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen mit dem Makerspace-Projekt, einem interdisziplinären Labor, in dem Studenten verschiedener Universitäten gemeinsam an kreativen, technologischen Lösungen arbeiten.
Frau Palumbo, Sie haben die SchülerInnen über einen längeren Zeitraum im Makerspace begleitet. Welche Entwicklungen oder Veränderungen haben Sie beobachtet?
Isabel Palumbo: Im Laufe des Projekts konnte ich eine deutliche Entwicklung hin zu mehr Selbstvertrauen und kreativer Unabhängigkeit feststellen. Zu Beginn waren viele Schüler noch unsicher, wie sie ihre Ideen technisch umsetzen oder mit digitalen Werkzeugen kombinieren können. Doch mit der Zeit begannen sie, mutiger zu experimentieren, neue Tools auszuprobieren und fächerübergreifend zusammenzuarbeiten.
Besonders schön war es zu sehen, wie einige Schülerinnen und Schüler ihre eigenen, unerwarteten Wege fanden - zum Beispiel, indem sie digitale und physische Materialien kombinierten oder mit minimalistischen Mitteln beeindruckende Effekte erzielten.
Gab es bestimmte Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Isabel Palumbo: Ja, absolut. Es gab viele "Aha"-Momente, wenn ein Konzept plötzlich klar wurde - sei es der erste erfolgreiche 3D-Druck oder die Erstellung eines digitalen Kleidungsstücks in CLO 3D.
Besonders beeindruckt hat mich, wie offen die Studenten waren, Neues zu lernen, und wie sie Herausforderungen mit Neugier und nicht mit Angst begegneten. Ihre Energie war ansteckend - es war unglaublich inspirierend.
Der Makerspace bringt Studenten aus verschiedenen Disziplinen und Ländern zusammen. Wie wichtig war dieser interkulturelle und interdisziplinäre Austausch?
Isabel Palumbo: Das war einer der größten Vorteile des Projekts. Der Makerspace wurde zu einem Ort, an dem sich Design, Technologie und Kreativität wirklich treffen konnten. Studierende aus den Bereichen Mode, Technologie, Architektur und Medienkunst arbeiteten gemeinsam an Ideen und lernten voneinander. So entstanden nicht nur spannende Projekte, sondern auch echte Netzwerke zwischen Universitäten, Disziplinen und Kulturen. Diese Vielfalt führte oft zu den innovativsten Ergebnissen.
Welche technischen Hilfsmittel standen im Mittelpunkt, und was hat Sie an den Ergebnissen am meisten beeindruckt?
Isabel Palumbo: Der 3D-Druck und CLO 3D wurden am intensivsten genutzt. Die Studenten experimentierten mit dem 3D-Druck, um Formen und Strukturen zu erforschen, während sie gleichzeitig digitale Kleidungsstücke und Simulationen in CLO 3D erstellten. Ich war beeindruckt, wie schnell sie gelernt haben, die Werkzeuge kreativ zu nutzen. Natürlich gab es auch Herausforderungen, wie z. B. den steilen technischen Einstieg und die unterschiedlichen Erfahrungsniveaus. Aber genau darin lag die Stärke: Lernen durch Tun, durch Ausprobieren, durch gemeinsames Wachsen.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen im Makerspace - und wie wurden sie gelöst?
Isabel Palumbo: Die größte Herausforderung war sicherlich die Zeit. Wir hatten ein sehr ehrgeiziges Programm mit vielen neuen Tools. Einige Schüler haben zum ersten Mal ein 3D- oder AR-Programm verwendet - das erfordert Geduld. Aber die Gruppe hat sich gegenseitig unterstützt, Wissen ausgetauscht und gemeinsam Lösungen gefunden. Für zukünftige Ausgaben könnte das Zeitmanagement etwas angepasst werden, um mehr Raum für vertieftes Studium und individuelle Entwicklung zu schaffen.
Wenn Sie an die Zukunft des Projekts denken, was sollte auf jeden Fall weitergeführt oder ausgebaut werden?
Isabel Palumbo: Ich sehe großes Potenzial in der Holographic Show, bei der die Schüler ihre Arbeiten in einer echten Produktionsumgebung präsentieren. Das ist eine einmalige Gelegenheit, das Zusammenspiel von Kreativität, Technik und Teamarbeit zu erleben - und auch Zeitmanagement, Planung und Präsentation zu üben. Auch den digitalen Bereich würde ich in Zukunft noch stärker betonen. Viele Schülerinnen und Schüler sind handwerklich sehr begabt, aber oft fehlt ihnen die Grundlage im digitalen Bereich. Wenn wir sie hier besser vorbereiten, können sie ihre Ideen noch freier und professioneller umsetzen.
Und schließlich: Was haben Sie persönlich aus dem Makerspace mitgenommen?
Isabel Palumbo: Für mich war es eine Erinnerung daran, dass Lernen am besten funktioniert, wenn Menschen gemeinsam etwas schaffen. Technologie ist kein Selbstzweck - sie wird erst dann mächtig, wenn sie eine kreative Geschichte erzählt. Der Makerspace hat gezeigt, dass Innovation dort entsteht, wo Neugierde, Mut und Zusammenarbeit zusammenkommen. Und das ist genau die Energie, die wir in die Zukunft tragen sollten.

















