
Interview mit Dorette Bárdos - Modedesignerin, Professorin an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
In der sich rasant entwickelnden Modelandschaft von heute verändert die Integration digitaler Werkzeuge mit traditioneller Handwerkskunst die Art und Weise, wie Designs zum Leben erweckt werden. Dorette Bárdos, Modedesignerin und Professorin an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ), steht an der Spitze dieses Wandels. Mit ihrer Expertise in digitalen und analogen Designprozessen glaubt sie, dass die Zukunft der Mode in hybriden Ansätzen liegt, die kreative Tiefe mit technologischer Innovation verbinden. In diesem Interview erkunden wir ihre Perspektive, wie sich Ausbildung und Industrie weiterentwickeln müssen, um diese Welten zu verbinden, und wie die Verschmelzung digitaler Werkzeuge mit handwerklicher Präzision Mode schaffen kann, die nicht nur relevant, sondern auch zeitlos ist.
Können Sie uns etwas über Ihren Hintergrund erzählen und wie Sie zum Modedesign gekommen sind?
Ich habe ein Diplom in Modedesign, aber mein Weg begann mit einer Lehre als Maßschneiderin und einem Abschluss in Bekleidungstechnik, der mir eine solide technische Grundlage verschaffte. Nachdem ich in der Bekleidungsindustrie gearbeitet hatte, war ich freiberuflich für Modemarken tätig, führte mein eigenes Label und entwarf Kostüme für Film und Theater. Seit 2010 bin ich Professorin und Leiterin des Studiengangs Modedesign an der WHZ, wo ich künstlerische Visionen mit industrieller Praxis verbinde.
Was ist Ihr Schwerpunkt in Lehre und Forschung an Ihrer Universität?
Mein Schwerpunkt liegt auf Design und Produktentwicklung in der Mode - sowohl künstlerisch-experimentell als auch industrieorientiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Functionwear - Funktionsbekleidung - die in Zusammenarbeit mit Industriepartnern entwickelt wird. Diese Projekte vermitteln den Studierenden reale Anwendungen und schärfen ihren Sinn für innovative textile Lösungen.
Was reizt Sie am meisten daran, am Projekt FashionTex.eu teilzunehmen?
FashionTex bringt visionäre Menschen aus Design, Technologie und Wissenschaft zusammen. Das Projekt schafft einen Raum für Experimente, Reflexion und neue Ideen - frei von den Grenzen der traditionellen Disziplinen. Was mich am meisten fasziniert, ist der europäische Dialog und die Offenheit, mit der die Zukunft der Modeausbildung erforscht wird.
Wie werden 3D-Design-Tools wie CLO3D Ihrer Meinung nach die Zukunft der Modeausbildung beeinflussen?
Diese Werkzeuge eröffnen nicht nur eine neue Dimension des Designs, sondern sie verändern auch die Art und Weise, wie wir über Kleidung denken. Die Studierenden lernen, Material, Passform und Bewegung in einem digitalen Kontext zu konzipieren. Dies fördert sowohl die Präzision als auch das Experimentieren. CLO3D ist nicht nur ein Werkzeug, sondern auch ein Medium, so wie es in der Vergangenheit Papier und Stoff waren.
Glauben Sie, dass die digitale Mode die physische Mode jemals vollständig ersetzen wird, oder wird beides weiterhin koexistieren?
Ich glaube an die Koexistenz. Digitale Mode eröffnet neue Möglichkeiten - für die Präsentation, für nachhaltiges Prototyping, für virtuelle Identitäten. Aber Mode ist auch von Natur aus körperlich und sinnlich. Die beiden Welten werden weiterhin ineinandergreifen - hybrid und synergetisch.
Welchen Rat würden Sie Studenten geben, die sich auf digitale Mode spezialisieren wollen?
Seien Sie neugierig und denken Sie über den Bildschirm hinaus. Lernen Sie nicht nur Werkzeuge - verstehen Sie sie. Die Technologie ist nur so stark wie Ihre Idee.
Und vergessen Sie nie das Handwerk: Echte Innovation entsteht durch die Kombination von digitalem Denken und praktischem Können.
Wo sehen Sie die Rolle der digitalen Mode in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Digitale Werkzeuge werden in der Mode weiterhin eine wichtige Rolle spielen, vor allem in Design und Entwicklung, aber sie werden analoge Prozesse ergänzen, nicht ersetzen. In der Zukunft geht es um beides, nicht um ein Entweder-oder.
Hybride Verfahren bieten das größte Potenzial: Ein Entwurf kann zunächst digital erstellt, dann getestet und schließlich physisch gefertigt werden oder umgekehrt.
In der Ausbildung müssen wir die Schüler in beiden Bereichen schulen. Wer digital denkt, sollte auch analog verstehen, und umgekehrt. Dieses Gleichgewicht führt zu einem starken, zeitlosen Design. Indem wir digitale Werkzeuge mit kreativer Tiefe und handwerklichem Können kombinieren, schaffen wir Mode, die ästhetisch, funktional und menschlich ist.
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