
Wo digitale Visionen zu Material werden - im Gespräch mit Prof. Dorette Bárdos, Leiterin des Fachbereichs Modedesign an der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg
Herr Professor Bárdos, Sie haben den Schneeberg Makerspace im Rahmen des FashionTEX-Projekts eng betreut. Was war Ihr erster Eindruck, als Sie die Arbeiten der Studierenden sahen?
Professor Bárdos: Die Entwicklungsstadien waren sehr unterschiedlich, und genau das hat es spannend gemacht. Manche Studenten kamen mit fast fertigen Kollektionen, andere standen noch ganz am Anfang und hatten nur digitale Entwürfe in CLO3D. Unsere Aufgabe im Makerspace war es, sie individuell zu unterstützen: Welche Technik ist für welchen Entwurf geeignet? Wann ist Stricken angebracht, wann 3D-Druck, wann Laserschneiden oder Sticken? Das war ein intensiver, aber unheimlich inspirierender Prozess.
Wie haben sich die Schüler im Laufe der zwei Wochen entwickelt?
Professor Bárdos: Es war beeindruckend, das zu beobachten. Viele haben gelernt, ihre digitalen Entwürfe in reale Kleidungsstücke umzusetzen und so die Lücke zwischen virtueller und physischer Mode zu schließen. Es gab echte "Aha-Momente", wenn zum Beispiel ein digitaler Prototyp durch Laserschneiden oder 3D-Druck plötzlich physisch wurde. Besonders faszinierend waren Projekte, bei denen 3D-gedruckte Strukturen direkt in Stoffe integriert wurden - eine Kombination aus Technologie und Ästhetik, die völlig neue Designmöglichkeiten eröffnet.
Das klingt nach einem kreativen Versuchslabor. Wie würden Sie die Atmosphäre im Makerspace beschreiben?
Prof. Bárdos: Es war in der Tat ein lebendiges Labor - international, interdisziplinär und höchst kreativ. Studierende und Experten aus elf europäischen Partneruniversitäten arbeiteten zusammen, tauschten Ideen aus und kombinierten ihr Wissen auf neue Weise. Diese Mischung aus Fachwissen und Entdeckergeist war elektrisierend. Es entstand eine Dynamik, in der Mut, Offenheit und gegenseitige Inspiration eine zentrale Rolle spielten.
Ich war persönlich begeistert, wie schnell sich ein Klima des gemeinsamen Lernens und Gestaltens entwickelte, das von Respekt, Neugier und echter Begeisterung für Innovation geprägt war.
Welche Technologien wurden speziell im Makerspace eingesetzt?
Prof. Bárdos: Wir haben mit CLO3D, 3D-Scanning, 3D-Druck, Motion Capture, Laserschneiden und digitaler Stickerei gearbeitet. Die Studierenden lernten nicht nur, diese Werkzeuge technisch zu nutzen, sondern auch kreativ zu denken und die digitalen Möglichkeiten als Teil ihres künstlerischen Prozesses zu verstehen.
Natürlich war das nicht immer einfach. Manchmal musste eine Idee pragmatisch angepasst werden, wenn ein Material Grenzen setzte oder eine Maschine anders reagierte als erwartet. Aber gerade dieses Experimentieren zwischen digitaler Vision und realer Machbarkeit führte zu einem tieferen Verständnis.
Was nehmen Sie aus diesem Projekt für die Zukunft mit?
Prof. Bárdos: Der Makerspace ist weit mehr als ein Lernformat, er ist eine Vision, wie Mode in Zukunft entstehen und erlebt werden wird: nachhaltig, digital vernetzt und global gedacht. Dieses Format sollte unbedingt weitergeführt werden.
Für zukünftige Projekte wünsche ich mir einen etwas klareren Fokus, vielleicht auf bestimmte Technologien oder Themenbereiche, um die Ergebnisse weiter zu erforschen. Gleichzeitig sehe ich enormes Potenzial in neuen Präsentationsformen: Augmented Reality, Virtual Reality oder Holografie können die Brücke zwischen realer und virtueller Mode noch sichtbarer machen.
Der Makerspace zeigt, dass die Zukunft entsteht, wenn Handwerk, Technologie und Kreativität nicht nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig inspirieren. Und genau das ist es, was diese Arbeit so faszinierend macht.

















